St.-Bartholomäus-Kirche zu Clenze

 

Der Flecken Clenze ist der älteste urkundlich nachweisbare Ort im Wendland: Im Jahr 956 schenkte Kaiser Otto I. dem Kloster Quedlinburg das Dorf „Klinizua“ in der Mark „Lipani“. Einige Zeit später erhält das Stift Kemnade an der Weser den Ort „claniki in drevani“; in einer Urkunde von 1289 wird das Dorf später auch „poklentze“ genannt.

Die St.-Bartholomäus-Kirche ist jedoch wesentlich jünger, da der um 1325 gebaute Vorgängerbau durch einen Großbrand so beschädigt wurde, dass sich ein Wiederaufbau nicht lohnte und die Kirche abgerissen werden musste. Daraufhin wurde die jetzige Kirche zwischen 1852 und 1856 im neugotischen Stil auf dem ehemaligen Burgberg gebaut. Der Kirchenname bezieht sich auf einen der zwölf Apostel.


Der Innenraum ist eine große Halle mit umlaufenden Emporen, in deren Mittelpunkt ein Kanzelaltar aus der Mitte des 19. Jahrhunderts steht. Sein Altarkreuz stammt aus dem Jahr 1978 und zeigt Bilder aus dem Johannisevangelium. Zu sehen sind von links die Fußwaschung, Petrus und Jesus, die Kreuzigung mit Maria und dem Lieblingsjünger sowie die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Altarwand und Decke sind mit aufwendigen Ornamenten bemalt. Vor dem Altar steht der 1998 angefertigte Osterleuchter, der jeweils am Ostersonntag entzündet wird. Die Orgel stammt von dem Orgelbauer Engelhardt aus Herzberg am Harz; sie wurde 1856 fertiggestellt. Im Turm hängen drei Glocken, die in den Jahren 1972 und 1975 gegossen wurden. Im Turmdurchgang befindet sich eine Gedenktafel für den 1829 gestorbenen Pastor Gerhard Müller.


Bis 1824 befand sich auch der Friedhof auf dem ehemaligen Burgberg; dort war auch die Begräbnisstätte der Familie von Knesebeck.


Bis zum Mittelalter besaß Clenze auch eine Kapelle „vor dem Schwendelthore“. Sie soll nach der Reformation abgerissen worden sein. Bei 1977 von Dr. Ulrich Schröder und Pastor Wolfgang Koch unternommenen Grabungen wurde der Chorraum der Kapelle freigelegt. Bei ihr handelte es sich um einen länglichen Sakralbau, der im Osten mit einem Drei-Achtel-Polygon abgeschlossen wurde. Da es keine Strebepfeiler gibt, überspannte den Bau wohl eine flache hölzerne Decke. Der Fußboden im Fischgratverband ist fast lückenlos erhalten. Auf ihm zeichnet sich der Altarsockel lückenlos ab; es wird durch eine Ziegelsteinstufe begrenzt. Das Fundament bestand aus unregelmäßigen Findlingen, der Bau selbst aus mittelalterlichen Ziegeln. Eine genaue Datierung ist schwierig, die Entstehungszeit der Kapelle wird zwischen 1350 bis 1400 vermutet.


Fotos und Texte mit freundlicher Genehmigung entnommen aus „Kirchen und Kapellen“ von Ernst-Günther Behn,
Köhring-Verlag.